Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Michael Good, Heft 6/2007

Zum kostenpflichtigen Download (3,-€) : Yachttest der Oceanis 43

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Yachttest der Oceanis 43

Die Oceanis 43: im Vergleich

Sie sind um die 13 Meter lang, repräsentieren den jeweils neuesten Entwurf ihrer Werft und haben auch sonst vieles gemeinsam: Die Dufour 425 Grand Large, die Hanse 430 und die Oceanis 43 sind reinrassige Fahrtenyachten, gebürstet auf Volumen, Bedien- und Wohnkomfort, konzipiert mit hohem Anspruch an moderne Gestaltung. Die Werften selbst, wenn auch unterschiedlicher Größe, gehören zu den wichtigsten Europas. Beneteau ist mit rund 2800 Segelyachten pro anno der Weltmarktführer. Hanseyachts und Dufour bringen es auf je rund 800 Schiffe und haben in den vergangenen Jahren ebenfalls deutliche Zuwächse verbuchen können. Man beäugt einander, klar, reagiert auf Novitäten des Konkurrenten, jedoch nicht durch Nachahmung, sondern fühlt sich vielmehr animiert, die eigenen Schiffe zu modifizieren. Man beäugt einander, klar, reagiert auf Novitäten des Konkurrenten, jedoch nicht durch Nachahmung, sondern fühlt sich vielmehr animiert, die eigenen Schiffe zu modifizieren.

 

Oceanis 43: Die Entwicklung

Beneteau überarbeitet gerade die Fahrtenreihe Oceanis und stellt mit der Oceanis 43 den dritten grundlegend neuen Entwurf nach den 50er und der Oceanis 46 vor. Gemeinsamkeit der Werften: die klare Ausrichtung auf Zukunft und Expansion. Beneteau ist längst börsennotiert, das fremde Kapital verschafft allen drei Betrieben die Mittel für Investitionen in Entwicklung und Produktion, Zukäufe anderer Marken und ein dynamisches Wachstum, auch durch mehrere Modellreihen. Beneteau kommt mittlerweile sogar auf drei: First wie z.B. First 36.7 für sportliche Segler, Cyclades 50 für den Chartermarkt und Einsteiger sowie Oceanis für den anspruchsvolleren Eigner.

Beneteau lehnt den höckerigen Aufbau an die Deckshausoptik an - ohne dies aber im Innenraum durch einen gestuften Salonboden fortzusetzen. Die Oceanis ist ebenso wie die Dufour innen derart gestaltet, dass sie auch in einigen Jahren noch gefallen wird, während die Hanse stärker polarisieren dürfte. Über all diese Facetten kann, muss und soll letztlich der persönliche Geschmack des Kunden entscheiden.

 

Oceanis 43: Preise im Marktumfeld

Harte Fakten sind andere, beispielsweise die Preise. Hier hat innerhalb des vergangenen Jahres eine gewisse Verschiebung stattgefunden. Die Oceanis 43 liegt mit 166000 Euro in der Mitte der drei Yachten. Vergleicht man die Preise mit einer von der YACHT definierten Komfort- Ausstattung (s. Preisliste Seite 60), verschieben sich die Deltas. Dann ist die Hanse nur noch 700 Euro teurer als die Oceanis 43 und 16160 Euro günstiger als die Grand'Large - wenn man denn das komplette Paket mit teuren Komponenten wie beispielsweise Teakdeck, Heizung und Autopilot besitzen will.

 

Oceanis 43: Konstruktive Besonderheiten

Wir haben die drei Yachten zwar kurz hintereinander gesegelt, aber bei sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen und jeweils in den verschiedenen Hausrevieren der Werften an der französischen Atlantikküste, die Oceanis 43 in St. Gilles Croix de Vie in der Vendee. Da bis heute (und dies gilt auch im America's Cup, wo die ausgereifteste Messtechnik zur Verfügung steht) nur der Test Boot gegen Boot bei identischen Bedingungen ein aussagekräftiges Ranking der Segelleistungen ermöglicht, sind die erzielten Werte nicht unmittelbar vergleichbar. Es handelt sich hier also nicht um einen typischen Vergleichstest, bei dem die Boote direkt gegeneinander antreten.

Dieser Test bewertet die Segeleigenschaften der Schiffe deshalb jeweils für sich. Alles Übrige jedoch, also die Eindrücke und Beurteilungen der Riggs, Deckslayouts, Cockpits und der Innenräume sowie die Messdaten aus Bereichen wie Stauplatz, Motorisierung und Komfortmaße, können einander unmittelbar gegenübergestellt werden. Gemeinsam ist allen drei Yachten eine relativ große Rumpfbreite zwischen 4,12 und 4,25 Metern. Jeweils in Relation zur Länge gesetzt, ergibt sich ein Verhältnis jenseits von 3:1, ein klares Bekenntnis zu viel Volumen. Auch bleiben alle drei Schiffe achtern recht breit, was viel Platz in den Heckkabinen und für Stauräume schafft. Größere Unterschiede liegen in dem leistungsrelevanten Verhältnis von Segelfläche zum Gesamtgewicht. Die beiden Franzosen sind mit Werten von 4,49 und 4,50 klar als Cruiser positioniert, wobei diese Werte mit Vorsicht zu genießen sind. Die Gewichtsangaben stammen von den Werften und sind oft nur Berechnungen, keine Messwerte; hier können sich möglicherweise Änderungen ergeben. Überhaupt ist die Segeltragezahl nur ein Indikator für die Leistung. In sie geht weder Stabilität noch Rumpfform oder Tiefgang ein.

Die Riggs sind auf allen drei Typen fraktional mit eher kurzen Toppsegmenten getakelt. Die Wanten setzen nicht weit außen am Rumpf, sondern innen an Deck an, was engere Schotwinkel ermöglicht. Auch in diesem Bereich verfolgen die beiden Franzosen ähnliche Wege, während Hanse einen anderen geht. Die Oceanis 43 ist standardmäßig mit relativ stark überlappenden, 140-prozentigen Genuas ausgestattet. Das bedeutet viel Arbeit an Schot und Winsch auf der Kreuz. Die drei Schiffe differenzieren sich weiter sehr stark über die Bauweise. Die Oceanis 43 betsteht im Rumpf konventionell aus Volllaminat, und das Deck ist als Balsaholz-Sandwich ausgeführt. Die Cockpits sind allesamt klassisch aufgeteilt. Feste Tische dienen auf See als Stütze für die Crew. Auf der Oceanis lässt sich der partiell offene Spiegel durch einen seitlich per Gasdruckfeder betriebenen Deckel im oberen Bereich schließen. Im Spiegelist ein Stauraum für die Schnorchelausrüstung untergebracht. Die Duchten sind auf allen drei Booten lang, und auch die weiteren Abmessungen unterscheiden sich nicht stark. Alle drei Werften setzen auf die heute weit verbreitete Grossschotführung mit Traveller vor dem Niedergang. Das hält das Cockpit frei, entzieht aber das zweitwichtigste Bedienelementnach dem Steuerrad dem Zugriff des Rudergängers. Allen Schiffen gemeinsam ist die Doppelradanlage, die auf der Oceanis 43 gut unterzubringen ist und die bessere Alternative zum einzelnen großen Rad darstellt. Dieses müsste in einem Graben laufen, sonst wäre es bei dem gebotenen Durchmesser zu hoch. Die meisten doppelten Anlagen haben ihre bekannten Nachteile, wie sich auch auf allen drei Schiffen unterwegs herausstellte. Der Eigner hat die Wahl zwischen Husten und Schnupfen: Entweder die Drähte sind zu stramm gespannt,und man flucht über hohe Reibung und wenig Rückmeldung vom Blatt, oder die Seile sind locker und der Steuermann beklagt sich über Schlupf. Alle drei Werften haben dieses Manko erkannt und arbeiten an dem Problem.

 

Oceanis 43: Segeleigenschaften

Eis an Deck, 0 Grad und ablandiger Wind bis zu 30 Knoten (7 Beaufort) bescheren das Segelgefühl "Southern Ocean light". Der versuchsweise gezückte Gennaker und das noch ungereffte Groß vermögen bis über 12Knoten Bootsgeschwindigkeit auf die Displays der Oceanis 43 zu zaubern. Das Schiff steuert sich dabei unzickig und taumelfrei spurtreu, erst eine zu dichte Gennakerschot nach der Halse führt zum Sonnenschuss, der sich sogar noch in Grenzen hält - sprich: Schiff und Segel sind schnell wieder unter Kontrolle. Beim Fahrtensegeln würde man die Segelwahl bei den vorherrschenden Windbedingungen sicher auch anders treffen. Was sich in der weit vor der Küste aufgebauten Welle weiterhin dokumentiert, sind Verlässlichkeit und Solidität der Oceanis 43. Das Nichtvorhandensein von Knarren und knarzenden Geräuschen sowie die Kursstetigkeit auch hoch am Wind wirken vertrauenerweckend. Um 7,4 Knoten lassen sich loggen, was sehr viel ist und sich nur durch einen jetzt typischen Wendewinkel von rund 100 Grad etwas relativiert. Mit einem Reff im Groß und auf Genua- IV-Größe weggerollten Vorsegel arbeitet sich die Oceanis 43 kontrolliert durch die See, bei angenehmen 20 Grad Lage. Auch böenbedingter Krängungszuwachs auf 30 Grad bereitet trotz des ausladenden Hecks am Rad der Oceanis 43 keine Probleme. Dort steht der Steuermann gut auf dem konkaven Fußboden. Er registriert jedoch, dass Wasser auf seinem leewärtigen Arbeitsplatz nicht abläuft. Auch auf der Oceanis43 gibt es einen Rollmast als Option zum Normalrigg. Eine Leinenverstellung der Holepunkte, ein Achterstagspanner oder ein Traveller im Cockpit werden jedoch nicht angeboten.

 

Oceanis 43: unter Maschine

Motormäßig setzt man bei der Oceanis 43 auf Yanmars 54-PS-Diesel; Alternativen gibt es nicht. 7,8 Knoten Marschfahrt sind drin. In der Achterkammer entwickeln sich 80 db(A), was die Grenze zum lauten Bereich markiert. Auch auf der Oceanis43 gilt ansonsten: Alles in Ordnung unter Motor.

 

Oceanis 43: Innenraum

Allen drei Schiffen ist das Bemühen der Werften anzumerken, Differenzierungsmerkmale zu schaffen und dabei den Wünschen moderner Kunden gerecht zu werden. "Der Trend geht zum minimalistischen Appartement", zitiert das Branchenblatt "European Boatbuilder" einen Designer, der eine gewisse Abkehr vom "maritimen Charakter" der Yachten sieht. Der ist bei den Testanten unterschiedlich stark ausgeprägt. Beneteau setzt bei der Oceanis 43 auf kirschfarbig gebeiztes Holz. Die von den Flächen her dunkler wirkende Oceanis bekommt Licht durch die großen gewölbten Aufbauscheiben, in die wiederum zu öffnende Klappfenster eingelassen sind, sowie durch zwei Panoramascheiben direkt hinter dem Mast.
Toiletten gibt's immer zwei, wobei die im Salon eine separate Dusche bietet, während man vorn zwischen Varianten wählt, die von der übrigen Einrichtung abhängen. Wir haben von allen drei Booten die Prototypen getestet - also macht eine Beurteilung von Spaltmaßen und Fugenbreiten oder die Erwähnung kleiner Lässlichkeiten wenig Sinn. Diese Punkte dürften von den Werften in der Serie behoben werden, wenn auch möglicherweise in unterschiedlichem Umfang. Interessanter sind da beispielsweise die Komfortmaße. Naturgemäß gehen die Innenraumhöhen auf Schiffen dieser Größe in Ordnung, sie sind denn auch auf allen drei Yachten für die meisten Menschen ausreichend. 1,90 Meter Höhe messen die Salons mindestens. Lediglich in den Bädern kann es schon mal knapp werden. In der Hanse muss sich der Benutzer des achteren WCs mit 1,82 Meter Höhe zufrieden geben, während es die Oceanis 43 hier auf 1,90 Meter bringt. Die Oceanis 43 bietet die größten Kojen vorn wie achtern.

 

Oceanis 43: Design versus Funktion

Im Bemühen um eine klare, luftige, moderne Optik bleibt zuweilen die Praxis auf der Strecke. Auch dafür liefern die Testyachten Beispiele: Das Thema Handgriffe im Salon wird von vielen Werften immer mehr vernachlässigt. Griffe an der Decke vermisst man auf allen drei Schiffen, ein Manko bei Lage und Seegang.
Auf der Oceanis 43 finden sich noch nicht einmal welche oben im Aufbau. Auch Scheuerleisten, zumindest beim Anlegen in Boxen unverzichtbar, fehlen im Standard. Auf der Hanse und der Oceanis 43 findet man keine Möglichkeiten für einen Luftaustausch. Installationen, Beleuchtung, Belüftung und technische Ausführungen sind auf dem Stand der Zeit und differieren kaum voneinander.

 

Oceanis 43: Fazit

Wer sehr viel Wert auf Platz und ein grosszügiges Raumgefühl legt, wird bei der Oceanis fündig. Für sie spricht auch der günstige Preis. Insofern gibt es keinen Testsieger - dafür sind die Boote zu ähnlich im Markt positioniert. Der bietet natürlich weitere Alternativen zu dieser Dreierkonstellation. Wer noch mehr Volumen wünscht, kann auf Beneteaus Cyclades 43.3 oder Beneteaus Cyclades 43.4 oder die Elan 434 Impression zurückgreifen. Eine andere Möglichkeit wäre die Bavaria 42 Cruiser, die am unteren Rand des Preisspektrums der Größenklasse rangiert.

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