Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Michael Good, Heft 16/2016

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Yachttest der Lucia 40.3

Lucia 40.3: Optische Anpassungen

Im April des letzten Jahres hatte die YACHT einen Vergleich von Fahrtenkatamaranen im Längensegment um 40 Fuß produziert (Heft 12/2015)). Die Konkurrenz im Gruppentest: Lagoon 39, Leopard 40 und Natitech Open 40. Dazu eingeladen war natürlich auch der renommierte Hersteller Fountaine Pajot mit seinem Lipari 41. Die Franzosen allerdings hatten abgewinkt, mit gutem Grund: Dem Lipari stand zu diesem Zeitpunkt bereits die Ablösung bevor, als neues Boot war der Lucia 40.3 schon in der Fertigung.

Der kommt jetzt nicht nur als Nachfolger vom Lipari 41, sondern ersetzt zudem den nur elf Meter langen Mahé 36, der auf dem Markt die erhofften Absätze nie wirklich hat erreichen können – weil offenbar ganz einfach zu klein. Umso wichtiger ist die Einsteigerklasse um zwölf Meter für alle Hersteller. Die Nachfrage ist groß, nicht nur aus dem Chartermarkt, sondern vor allem vonseiten der Eigner, für welche das Format ebenfalls besonders interessant ist. Äußerlich zeigt der Lucia 40.3 gegenüber dem Vorgängermodell zunächst optische Anpassungen. Die Konstruktionszeichnungen kommen jetzt aus dem Hause Berret/ Racoupeau, der Lipari 41 wurde noch vom Team Joubert/Nivelt gezeichnet. Beim neuen Boot sind die Fensterflächen im Aufbau und den Rümpfen deutlich größer geworden, die Linien sind generell kantiger, und die Rumpfenden fallen steiler ab. Der für die Kats von Fountaine Pajot typische negative Deckssprung wirkt jetzt noch ausgeprägter, was die moderne Optik charakterisiert. Unschön ist das nicht.

Lucia 40.3: Stark unter Segeln

Nahezu identisch bleiben dagegen die Dimensionen des Riggs und die Segelflächen. Entgegen dem Trend zum immer weiter achtern stehenden Rigg mit Selbstwendefock bleibt beim neuen Lucia 40.3 die Position des Masts unverändert, und es ist weiterhin ausschließlich eine überlappende Genua vorgesehen. Fountaine Pajot begründet dies mit dem Anspruch der Marke für eine gewisse Sportlichkeit. Tatsächlich und im Vergleich mit der Konkurrenz (siehe Übersicht auf Seite 112) ist der Lucia 40.3 mit 95 Quadratmeter Segelfläche am Wind reichlich betucht. Dazu ist der Kat mit einem Gewicht von 8,9 Tonnen eher leicht gebaut, das steigert die Segeltragezahl auf einen leistungsorientierten Wert von 4,7.

Dementsprechend zeigt das Schiff beim Test im Heimatrevier vor La Rochelle eine überaus gute Performance vor allem auf der Kreuz. Bei auffrischendem Westwind liefert es bei 15 Knoten Wind im Mittel solide Leistungswerte. Der Kat kreuzt über einen Winkel von rund 90 Grad und erreicht dabei 6,5 Knoten Speed.

Die Steuerung funktioniert über Bowdenzüge auf die beiden Ruderquadranten, die unter Deck durch eine Schubstange miteinander verbunden sind. Zwar reagiert der Lucia 40.3 sehr schnell und lebhaft auf die Ruderausschläge, dafür aber mangelt es an Rückmeldungen am Rad. Und die Steuerung fühlt sich etwas schwammig an. Bei Fahrtenkatamaranen fällt dieser Umstand aber weniger störend ins Gewicht als bei vergleichbar großen Einrumpfbooten.

Gute Noten erhält der Lucia 40.3 für das Arrangement im erhöhten Steuercockpit. Alle Leinen, Fallen und Schoten laufen direkt vor dem Arbeitsplatz des Rudergängers zusammen und werden dort über drei Winschen bedient, die auf Wunsch elektrisch angetrieben werden können. Das Handling ist einfach, übersichtlich und uneingeschränkt einhandtauglich, auch ohne die Selbstwendefock. Vom seitlich erhöhten Steuerstand hat der Rudergänger zudem eine vorbildliche Übersicht und kann von seinem Posten alle vier Schiffsenden einsehen.

Lucia 40.3: Sauber gebaut

Fountaine Pajot baut die Rümpfe seiner Katamarane im Vakuum-­Infusionsverfahren mit Balsaholzkern, und zwar komplett in einer einzigen durchgehenden Form. In der Welle bewegt sich der Lucia 40.3 deshalb auch sehr steif mit nur wenig spürbarer Verwindung. Das Deck, der Aufbau und das feste Biminidach werden als Einzelteile im aufwändigen, doppelschaligen Vakuum-­Injektionsverfahren gefertigt, was beidseitig schöne, homogene Oberflächen bewirkt und zusätzliche Innenschalen unnötig macht.

Die Stummelkiele sind in einer Rumpfvertiefung lediglich eingeklebt und sollen bei Grundberührung gegebenenfalls aus ihrer Verankerung gerissen werden, statt Strukturschäden zu hinterlassen – ein Sicherheitsaspekt. Trotzdem sind die Flossen solide genug ausgeführt, damit man den Kat bedenkenlos darauf abstellen kann.

Mit dem ungewöhnlichen Angebot von vier Kabinen mit jeweils eigenem Bad (Version Quatour) kann sich Fountaine Pajot von der Konkurrenz abgrenzen, man möchte sich damit speziell im Chartermarkt Marktanteile sichern. Allerdings sollte man wissen, dass in diesem Fall die Nasszellen mit Waschbecken, Klo und Auszugsdusche doch recht klein ausfallen. Als Alternative kann die Werft die beiden einzelnen Toilettenräume als größere Nasszelle mit abgetrenntem Duschbereich zusammenfassen. Bei dieser Aufteilung müssen sich die Bewohner der Kabinen ein Bad teilen – wie bei den meisten Kats der Konkurrenz auch.

Die Kojen sind mit einer Liegefläche von 1,42 Metern im Schulterbereich bemessen. Das Bett achtern bietet mit einer Breite von 1,52 Metern mehr Platz. In den Kabinen mangelt es etwas an Stauräumen. Im Vorschiff fehlen geräumige Kästen zum Aufhängen von Bekleidung.

Gegenteiliges trifft auf die Eignerversion Maestro im Steuerbordrumpf zu, hier gibt es reichlich Staufächer und Schränke, auch viel Volumen für größere Sachen wie zum Beispiel Reisetaschen. Angenehm: Im Vorschiff der Eignerkabine ist jetzt der Toilettenraum als eigene Zelle ausgewiesen und vom Bad abgetrennt.

Mit einem Basispreis von etwas mehr als 300.000 Euro ist der Lucia 40.3 im Vergleich günstig. Allerdings bleiben die Unterschiede innerhalb der übersichtlichen Klasse klein. Die Wettbewerber schenken sich nichts, was es für den Kunden nicht leicht macht, eine Entscheidung zu treffen. Der Lucia 40.3 kann seglerisch überzeugen und gefällt mit seinem einfachen, schnörkellosen, dabei aber durchdachten Konzept.

 

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