Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. (Autor: Fridtjof Gunkel, Heft 19/2010)

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Yachttest der Hanse 325

Hanse 325: Erneuerung

Sie repräsentieren die am meisten umkämpfte und für die Werften schwierigste Klasse im Großserienbau überhaupt. Fahrtenyachten knapp unter zehn Meter Rumpflänge müssen heute alles können was größere Boote draufhaben: volle Seegängigkeit, angemessenen Speed, einfache Steuerbarkeit und Handhabung. Dazu mindestens zwei separate Kabinen, eine komplette Pantry, Kartentisch, Nasszelle mit Duschmöglichkeit und einen Salon in analoger Größe zur maximalen Bettenbelegung. Nur: Das vernünftig und auch noch optisch ansprechend unterzubringen erfordert Finesse, Erfahrung und Händchen. Und die Werften sehen sich dabei mit einer großen Konkurrenz konfrontiert. Bavaria, Beneteau, Dufour, Hanse und Jeanneau ringen um Zentimeter unter Deck, Zehntelknoten auf See und Zahlen auf der Preisliste.

Den Kunden kann's freuen, das Angebot ist reichhaltig und die Interpretationen des idealen Bootes dieser Größe differenziert genug für eine Wahl gemäß dem persönlichen Geschmack. Komplette Neuentwicklungen sind seltener, vielmehr arbeiten die meisten Werften an bestehenden Booten, die immer weiter verfeinert werden. So auch Hanse-Yachts.

Im Rahmen einer Rundumerneuerung
des großen Programms zwischen 32 und 63 Fuß wurde das Einsteigermodell 320 (rund 430 Einheiten seit 2007) überarbeitet. Der Rumpf der bewährten Konstruktion von Judell Vroljik & Co konnte weiterverwendet werden. Das Deck ist neu, es fällt nun durch angeglichene und dezentere Radien harmonischer geformt aus. Der Aufbau wirkt durch kleinere Seitenflächen flacher und verleiht dem Schiff in Kombination mit dem tieferen Süll insgesamt eine attraktivere Erscheinung, ohne dabei an Prägnanz einzubüßen. Mit einer quer verlaufenden Sicke und einer niedrigeren Badeplattform, deren Einbuchtung parallel zum Heck verläuft, kommt das Boot zugleich gefälliger daher - Beurteilungen, die allerdings unter das Thema Geschmackssache fallen.

Die Werft reduzierte für dieses Modell die ehemals große Individualisierbarkeit,
ein früheres Markenzeichen. Marketing- Chef Jörn Bock: "Wenn die Kunden sowieso nur eine Variante nehmen, kann man die anderen auch weglassen.“ Wahlmöglichkeiten bestehen jetzt nur noch für den Kiel (1,84 oder 1,53 Meter), in der Ausstattung und für die Polsterstoffe. Als Ausbauholz kommen Kirschfurniere mit der Bezeichnung "Ohio Cherry" zum Einsatz, als Fußboden ist heller Ahorn verlegt.
Im Innenraum sind denn auch die größten Veränderungen spürbar. Im Salon wurden die Oberschränke bis zum Hauptschott durchgezogen, Rumpffenster gibt es nicht mehr. Auffällig sind die leicht gewölbten Schappdeckel mit fühlbarer Holzmaserung und verdeckten Schnäppern. Auch die Türen der Schränke vorn und achtern sind gerundet. Im Salon sind nun nach innen aufklappbare Fenster eingelassen, die eine gute Querbelüftung ermöglichen. Ein bündig eingelassenes Mittelluk fehlt ebenfalls nicht.

Neu: Es gibt wieder eine Navigation. Die Tischfläche reicht für Sportbootkarten. Im Oberschrank sind Elektronikpaneel und Autoradio untergebracht, beides lässt sich per Schiebetür verstecken. Der Rahmen besteht aus tiefgezogenem Kunststoff und erfüllt seinen Zweck, nicht aber hohe haptische oder ästhetische Ansprüche.

Hanse 325: Erstaunliche Extras

Der Salontisch ist asymmetrisch, eine kleinere Fläche lässt sich an Steuerbord nach oben klappen. Vier Personen finden mühelos Platz. Um den Durchgang nach vorn zu erleichtern, bietet die Werft eine pfiffige Option (535 Euro) an: Das zentrale Möbel lässt sich in der Längsrichtung verschieben und arretieren.

Ebenfalls lediglich als Extra (1130 Euro)
kommt eine weitere Bequemlichkeit an Bord:
 Die ungeteilten Salonpolster lassen sich et-was in den Raum ziehen, wodurch die Sitzfläche größer gerät. Die Rückenlehnen stellen sich dabei automatisch schräger; daraus resultiert sozusagen ein Ess- und ein Fläzmodus.

Apropos Extras: Leselampen im Salon und in den Kabinen sind nicht im Basispreis inbegriffen. Hier entstehen bei Bedarf weitere Kosten, wenn auch nur in Höhe von 351 Euro. Auch auf dem Testboot installiert indirekte und schöne LED-Beleuchtung im Salon kostet zusätzlich (434 Euro). Insgesamt ist das Boot werftseitig jedoch
recht ordentlich ausgestattet. Das beginnt
schon bei den gut stehenden Segeln von North oder der bewährten Furlex-Rollanlage. Standartmäßig kommt ein 18PS starker Motor an Bord; mittlerweile hat die Werft von Yanmar auf Volvo umgestellt.

Dessen Stärke sollte ausreichen; das Vorgängerschiff kam mit einem ähnlich starken Aggregat immerhin auf einen Topspeed von 7,0 und eine Marschfahrt von 6,5 Knoten. Weiter sind im Standard bereits erhalten: Radsteueranlage statt Pinne, Logge, Lot und Echolot, zwei AGM-Batterien, elektrische Bilgenpumpen, Druckwassersystem, Schmutztank, Ofenkocher sowie mobile Badeleiter.

Und dies zu einem Basispreis von 67 592 Euro – nicht mehr als beim Vorgängermodell. Damit ist nur die Bavaria Cruiser 32 günstiger, um rund 4350 Euro.

Vergleicht man die Komplettpreise mit dem von der Yacht definierten minimalen Zusatzpaket, das unabdingbare Posten wie Anker/Ketten, Festmacher/Fender, Antifouling und die segelklare Übergabe enthält, bleibt das Ranking dasselbe (Übersicht der Konkurrenz siehe unten).

Hanse 325: Bewährte Segeleigenschaften

Fast alle leistungsrelevanten Daten sind die gleichen wie bei der Hanse 320, lediglich das Gesamtgewicht wuchs etwas, und die T-Kiele sind jetzt mit 1,84 (Standard) und 1,53 Meter (Option) einen Tick tiefer. Gesegelt haben wir das neue Schiff dennoch. Die Hanse 325 benimmt sich wie ihre Schwestern. Mit der Selbstwendefock ausgestattet, steuert sie unterhalb 10 Knoten Wind recht neutral; da kann man das Ruder schon mal loslassen, und der Autopilot hat wenig Arbeit. Weht der Wind etwas stärker, kommt Leben in die Bude; das Boot zeigt den richtigen Grip und gute Leistungswerte. Wer mehr braucht, ordert die optionalen Genuaschienen und passende Winschen sowie ein überlappendes Vorsegel. Fast noch sinnvoller erscheint ein Code Zero mit eigenem Stag und Rollanlage, um auch raume re Kurse optimal abdecken zu können.

Im Standard-Setup brachte es das Schiff bei etwa 8 Knoten Wind auf 5,2 bis 5,4 Knoten an der Kreuz, wobei diese Messungen durch unkalibrierte Instrumente einerseits und etwas Strom andererseits sowie kabbelige Welle mit Vorbehalt zu betrachten sind.

Das simple Deckslayout mit den zwei Winschen auf dem Dach funktioniert, lediglich die Großschot ist mit einer 1:4-Untersetzung schwachbrüstig und mit auf dem Cockpitboden angeschlagenem Fußblock schlecht vom Rad aus bedienbar. Hier dürfte aber schon ein Block mit nach oben weisender Curryklemme, vorzugsweise auf Swivel-Basis, Abhilfe schaffen.

Stehend und sitzend lässt es sich an der reibungsarmen und spielfreien Ruderanlage gut steuern. Das offene Heck wird mit einem losen GFK-Teil geschlossen, wodurch eine durchgehende Steuermannsbank entsteht.

Auch bei den inneren Werten hat die Werft nachgebessert. Das Hauptschott ist jetzt komplett anlaminiert, für Rumpf und Deck kommt in der ersten Lage das höherwertige Vinylesterharz zum Einsatz.

In der Summe ihrer Eigenschaft ist die Hanse 325 das beste Einsteigerboot der Werftgeschichte – und eine der sowohl preislich als auch insgesamt attraktivsten Yachten ihrer Klasse.

 

Hier finden Sie eine Übersicht von Testberichten zu allen Yachten

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