Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. (Autor: Michael Good, Heft 08/2021)

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Yachttest der Dufour 470

Dufour 470: Konkurrenz am Markt

Der Markt für moderne Tourer präsentiert sich heute so umfangreich und vielfältig wie nie zuvor. Hunderte von Herstellern und Marken bieten ein Angebot, welches sich immer weiter in die Breite entwickelt und fortwährend mit Innovationen und frischen Ideen neue Nischen erobert. Wer sich für den Kauf einen neuen Schiffs interessiert, hat die große Auswahl.

Und dennoch ist der Markt der Fahrtenyachten gleichermaßen auch von einer offenkundigen Konzentration geprägt. Die weltweit führenden Marken lassen sich an nur einer Hand abzählen: Da sind die zwei großen Yachtbauer aus Deutschland, Bavaria und Hanse. Dazu kommen die Branchenriesen aus Frankreich Beneteau und Jeanneau, welche der gleichen Firmengruppe angehören. Und dann ist da noch Dufour Yachts, ebenfalls aus Frankreich. Diese großen fünf bündeln das breite Fundament der Konkurrenz über alle Längensegmente von 30 bis 60 Fuß mit einem Löwenanteil am Gesamtmarkt.

Nur logisch, dass diese Hersteller auf dem Markt stark um die Absätze kämpfen. Wer sich sein Stück vom Kuchen sichern will, muss das runde Gesamtpaket liefern, attraktive Preise bieten und gleichzeitig mit hoher Qualität punkten. Sportlichkeit und Leistungsvermögen sind ebenfalls kaufentscheidende Themen. Vor allem aber zählt eins: Volumen, Volumen, Volumen …

Dufour 470: Neues Konstruktionsverfahren

Aktuelles Beispiel für diese Entwicklung ist die neue Dufour 470. Der 14-Meter-Tourer ist das erste Schiff, welches komplett unter dem neuen Management der Yachtbauer in Périgny bei La Rochelle entwickelt worden ist. Seit Herbst 2018 gehört Dufour zur Katamaranwerft Fountaine Pajot, blieb als Marke aber eigenständig. Die 470er kommt jetzt als Komplettersatz für die 460 Grand’Large, ist aber fast einen halben Meter länger als ihre Vorgängerin. 13,99 Meter misst die neue Dufour vom Heck bis zum Bug.

Dazu ist auch der Rumpf recht breit geraten, nämlich 4,74 Meter. Der Streckungsfaktor (Verhältnis Länge zu Breite) beträgt 2,95. Bei den direkten Konkurrenzbooten (Bavaria C45, Hanse 458, Oceanis 46.1, Sun Odyssey 490) liegen diese Werte zwischen 3,0 und 3,1. Das heißt: Die Wettbewerber fallen im Vergleich schlanker aus. Bei der neuen Dufour ist auch der Freibord höher: In der Bootsmitte an den Wanten misst die Rumpfhöhe 1,55 Meter. Bei den Wettbewerbern sind es zwischen 1,40 und maximal 1,50 Meter.

Der Rumpf der 470 wird als GFK-Sandwichkonstruktion mit Schaumkern im Vakuum- Infusionsverfahren gebaut. Beim Vorgängermodell 460 Grand’Large wurde der Rumpf noch in Handauflage voll laminiert. Das Deck der Neuen ist jetzt eine RTM-Konstruktion. Dabei wird das Gelege trocken zwischen zwei Formen platziert und dann das Harz per Vakuum injiziert. Diese Bauverfahren garantieren robuste Strukturen, wenig Gewicht sowie eine sehr gute Isolation, akustisch wie auch thermisch.

Zusätzliche Steifigkeit erhält der Rumpf dank zweier Knicke – einmal als fast durchgehende Kimmkante oberhalb der Wasserlinie für mehr Formstabilität bei Krängung, einmal als Rezess für die großen und langen Rumpffenster. Diese können damit vertieft eingebaut werden und sind besser geschützt gegen Beschädigungen durch Fender oder beim Einfahren in die Box. Zudem ist der Freibord oben zum Laufdeck eingezogen, was die Verbindung von Rumpf und Deck zusätzlich aussteift und obendrein noch gut und modern aussieht.

Dufour 470: Funktion im Paket

Anstelle einer langen Optionenliste bündelt Dufour die einzelnen Ausstattungskomponenten nach Themen. Die Basis ist die Version Easy, welche sich speziell für den Einsatz in der Yachtcharter anbietet. In dieser Ausführung ist das Layout denkbar einfach gestaltet. Alle Fallen, Schoten und Leinen sind nach achtern zu den Steuerständen geführt, die Selbstwendefock ist Standard.

Anspruchsvolle Eigner, die selbst gern aktiv segeln, werden sich für die Ausführung Ocean entscheiden. Dieses Paket fügt der Basisversion eine Großschotführung mit Traveller auf dem Kajütdach sowie eine funktional getrennte Leinenführung zu. Fallen und Trimmleinen sind dann über zwei Winschen beidseits vom Niedergang bedien bar, Groß- und Fockschot werden dagegen achtern getrimmt.

Beide Schotenkanäle vom Mastfuß zum Niedergang sowie zu den Steuerständen sind integraler Bestandteil der Decksstrukturen und beim Boot in jedem Fall bereits ab Werft so vorgesehen. Dies hat den Vorteil, dass das Layout individuell angepasst und auch leicht umgebaut werden kann, zum Beispiel nach einem Eignerwechsel.

Die Version Performance schließlich bedeutet einen höheren Mast mit laufendem Gut aus Dyneema, einem längeren Großbaum mit zentraler Großschotführung im Cockpit sowie einer überlappenden Genua (108 Prozent) mit leinenverstellbaren Holepunkten. Hinzu kommen zahlreiche Ausstattungsdetails, auf die erfahrene Sportsegler nicht verzichten wollen.

Dufour 470: Respekt für die Leistung

Für den YACHT-Test sind die Umstände geradezu perfekt: 15 Knoten Wind im Mittel, 18 in den Böen, dazu ungetrübter Sonnenschein – besser kann es nicht werden. Das Testschiff ist die Nummer 1 in der Ausführung Ocean mit einem Performance- Upgrade (durchgelattetes Großsegel, überlappende Genua) in Form von Epex-Membransegeln von Elvstrøm. Das Boot mag die anspruchsvollen Bedingungen und arbeitet sich mühelos und angenehm trocken durch die kurzen und recht steilen Wellen in der flachen Bucht vor La Rochelle. Die Wendewinkel liegen bei 85 Grad, dabei schafft die große Dufour einen Speed von 7,3 Knoten. Das sind selbst unter Berücksichtigung der aufgewerteten Segelgarderobe sehr gute Leistungswerte. Für den Kurs zurück steht auf dem Testschiff ein großer Gennaker zur Verfügung, welcher bis in den Masttopp hochgezogen wird. Damit loggt die mit einem Gewicht von 13,2 Tonnen vergleichsweise schwere Französin zwischendurch gegen 10 Knoten Speed.

Konstrukteur Umberto Felci, der seit vielen Jahren für Dufour Yachts arbeitet, bleibt auch für die jüngste Modellgeneration seiner Überzeugung treu, dass zwei Ruderblätter zu viel Widerstand generieren und zudem zu wenig Steuerfreude bieten. Er setzt deshalb, trotz der enormen Breite am Heck, auch für das neue Modell auf nur ein Steuerruder, das aber recht tief geht und ziemlich weit unter das Boot gebaut ist. Die Vorteile zeigen sich am Wind. Selbst bei absichtlich forcierter Krängung bleibt das Schiff kontrollierbar, und es lässt sich mit Gennaker leicht und mit viel Gefühl nach Druck steuern. Freude bereitet das Lenken vor allem am Wind, wo ein leichter, angenehmer Ruderdruck dem Rudergänger eine gute Rückmeldung verschafft und es ihm leicht macht, das Boot optimal am Wind zu halten.

Dufour 470: Noch Potential

Der Rudergänger kann die hintere Winsch für die beidseitig geführte Großschot direkt vom Steuerstand aus erreichen. Allerdings ist die Winde zu nahe am Relingsdraht angebaut, die Winschkurbel lässt sich nicht vollständig durchdrehen – das muss die Werft noch ändern. Und die vordere Winsch für die Genua ist für den Rudergänger nicht ohne Weiteres zugänglich. Wenn die Dufour wie beim Testboot optional mit einer überlappenden Genua ausgestattet wird, ist die Einhandtauglichkeit also stark eingeschränkt oder ein Autopilot zwingend erforderlich.

Störend für die Abläufe in den Manövern, insbesondere für den Seitenwechsel von Rad zu Rad, ist die große, zentrale Stau box auf dem Achterdeck, die man als Extra bestellen kann und die mit Polstern belegt in erster Linie eine schöne Sonnenliege ist.

Noch nicht ganz ausgereift erscheint die nicht weniger als 3,20 Meter breite Heckplattform. Beim Abfieren klappt zusätzlich ein GFK-Teil als Abdeckung und Lückenschluss mit aus. Im Prinzip eine gute Idee. Aber: Das Formteil ist zwar sehr leicht, dafür auch entsprechend weich und passt letztlich nicht sauber in die Aussparung auf der Plattform. Die Folge davon sind recht große Spalten mit einem Verletzungspotenzial für die Füße, weil man an diesem Ort zumeist barfuß ist.

Auch geschlossen befriedigt die mehrteilige Badeplattform nicht. Sie lässt sich aufgeholt nicht sauber arretieren, und die Komponenten klappern beim Segeln in der Welle. Die Werft kennt das Problem und will für die weitere Serie daran arbeiten.

Dufour 470: Offen für Wandlungen

Ausbauversionen mit drei, vier oder sogar fünf Kabinen und maximal vier Toilettenräumen sind heute in der Klasse der 45/46-Fußer mittlerweile schon die Regel, abhängig natürlich davon, ob das Schiff an einen Eigner oder zunächst in die Yachtcharter geht. Die Dufour 470 bietet Varianz im Vorschiff, welches sich mit einem Schott mittig abteilen lässt. In diesem Fall werden anstelle der geräumigen Eignerkabine mit geteiltem Bad vorn zwei separate Kammern mit jeweils einer – allerdings recht kleinen – Nasszelle realisiert. Sollte das Schiff aus der Charter an einen Eigner verkauft werden, kann das Layout mit zwei Kabinen im Vorschiff mit vergleichsweise wenig Aufwand wieder zurückgebaut werden.

Auch für die Gestaltung des Salons haben Kunden die Wahl: Machbar sind Layouts mit einer großen, geteilten Pantry über die gesamte Schiffsbreite vorn am Hauptschott mit ausgedehnten Arbeitsflächen und Stauräumen fast im Überfluss. Dieses generell immer beliebter werdende Layout bietet Dufour mittlerweile für alle größeren Modelle ab 43 Fuß Rumpflänge an, wofür sich offenbar die überwiegende Mehrheit der angehenden Eigner entscheidet. Alternative ist die Küchenzeile seitlich auf der Steuerbordseite. Bei dieser Aufteilung rückt die Sitzgruppe auf der Gegenseite nach vorn, was achtern Platz für einen weiteren Toilettenraum oder eine zusätzliche Pullman-Kabine mit Etagenkojen schafft.

Die Innenraumgestalter von Dufour- Yachts haben im Schiff unter Deck ein offenes und geradliniges, ja fast loftartiges Wohn ambiente realisiert. Für Komfort und Gemütlichkeit sorgen die dicken Polster der Sofas, die indirekte Beleuchtung und erfreuliche Details wie zum Beispiel die hübschen Jalousien aus Holz vor den großen und langen Rumpffenstern. Dufour bietet für den Ausbau nicht nur verschiedene Holzsorten, Oberflächenfarben und Materialien für die Polsterbezüge an, sondern schnürt dafür jetzt auch passende Gestaltungspakete. Standard wie beim Testboot ist die Ausführung Europa, mit hellem Eichenholz und hellen Polstern. Die Version Boston kommt mit einem dunklen Teakholz-Ausbau klassischer und edler daher. Und die Optik unter dem Namen Millennium mit weniger sichtbaren Holzanteilen, vielen hellen Oberflächen und knalligen Farben zielt auf die jüngere Käuferschaft.

Dufour 470: Fortschritt bei der Qualität

Generell scheint die Werft mit dem Wechsel im Management nun auch bezüglich der Ausbauqualität nochmals einen guten Schritt nach vorn getan zu haben. Die Möbel sind beim neuen Schiff mit mehr Vollholzanteilen sichtlich hochwertiger und robuster gebaut, und auch die Spaltmaße stimmen in allen Bereichen. Es werden bessere Beschläge angebaut, und die Bodenbretter sind jetzt nicht nur dicker, sondern auch passender über einem soliden Blindboden aus Sperrholz verlegt. Sie knarzen unter Belastung zudem nicht mehr.

Was im Salon fehlt, sind Handläufe für den Gang nach vorn. Auf See sucht man hier vergeblich nach geeig neten Festhaltemöglichkeiten; die Holzleisten mit Griffmulden an den Aufbaufenstern sind dafür nur schlecht erreichbar. In den Kabinen sind die Möglichkeiten zum Lüften gut. Auch in den Nasszellen sind in den Decken recht große Luken vorgesehen. Im großen Salon könnte die Ventilation jedoch besser sein, insbesondere im Bereich der Pantry am Hauptschott. Knapp 275 000 Euro beträgt der Preis für die Dufour 470 in der Basisausstattung Easy ab Band. Damit ordnet die Werft ihren neuen Tourer im vergleichbaren Umfeld der Konkurrenz aus Frankreich und Deutschland ein. Eine übersichtlich gestaltete Preisliste und eine Vielzahl von sinnreich zusammengestellten Ausstattungspaketen machen es dem Käufer leicht, schnell zu seinem Wunschboot zu finden.

Die intensive Linienpflege war schon immer das Markenzeichen von Dufour Yachts; kaum eine andere Werft präsentiert Modelle in einer ähnlich hohen Frequenz. Gleichzeitig bleiben die französischen Yachtbauer auch unter dem aktuellen Management den bekannten Kernwerten treu: Die neue 470 trägt zu 100 Prozent die Dufour-DNA. Das Plus an Qualität, Flexibilität und Ideenreichtum zeugt davon, dass in La Rochelle nun aber doch ein frischer Wind durch die Produktionshallen weht.

Hier finden Sie eine Übersicht von Testberichten zu allen Yachten

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