Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Michael Good, Heft 1/2015

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Yachttest der Dufour 382.2

Dufour 382.2: Neues aus dem Hause Dufour

In Perigny bei La Rochelle tut sich was. Während sich derzeit viele Wettbewerber und besonders die größeren in Sachen Neuentwicklung zurückgehalten und sich vielmehr auf kleinere Updates zur Modell- und Linienpflege konzentrieren, bringt Dufour Yachts derzeit eine Neuerscheinung nach der anderen auf den Markt. Allein dieses Jahr waren es drei neue Typen aus dem Fahrtensegment Grand’Large, welche die Franzosen vorgestellt haben: Dufour 560, 382.2 und 350. Damit ist das klar abgestufte und sauber durchstrukturierte Programm mit sieben Modellen zwischen 31 und 56 Fuß nun wieder fast komplett auf dem neuesten Stand. Fehlt nur noch die Überarbeitung der 450, die wohl bald zu erwarten ist.

Dementsprechend reist Dufour Yachts zur Boot Düsseldorf mit allen drei neuen Modellen an. So natürlich auch mit der 382.2 Grand’Large – vielleicht die wichtigste Vertreterin für den heimischen Markt und ein relevantes Konkurrenzmodell für die stark nachgefragte und deshalb auch besonders hart umkämpfte Klasse der Tourer um elf Meter Rumpflänge.

Dufour 382.2: Viel Heck. Viel Bug

Die Baunummer 1 aus der laufenden Serie hat schon einen wahren Messe-Marathon hinter sich und war bereits in Friedrichshafen und Hamburg zu sehen – das Boot mit der auffällig grauen Rumpf-Folierung. Und nun stand dasselbe Schiff für die ersten Presse-Tests in La Rochelle zur Verfügung.

Äußerlich und auf den ersten Blick bringt das Konzept nur wenig wirklich Neues oder Aufregendes. So folgt auch die 382.2 optisch in fast unveränderter Form den Linien des aktuellen Dufour-Programms. Die Abgrenzungen zur einen Meter größeren 410 (Test in YACHT 14/13) sind jedoch in den Details erkennbar. Das Merkmal der neuesten Risse aus dem Büro des Italieners Umberto Felci: eine noch breitere, dafür auch wieder flachere Heckpartie. Satte 3,45 Meter misst die Neue ganz achtern, das sind nur gerade 40 Zentimeter weniger als an der breitesten Stelle. Dies verleiht dem Schiff zusätzliche Formstabilität. Dazu eine runde, maximal füllige Bugsektion. Das Mehrvolumen vorn soll verhindern, dass das Boot bei Krängung und wegen des breiten Hecks stark über den Bug wegtaucht und in der Folge dazu tendiert, hinten auszuhebeln.

Die Konstrukteure von Felci und Dufour wollten für das neue Schiff auf zwei Ruderblätter verzichten und haben deshalb die Flosse maximal weit nach vorn gesetzt, eben gerade so weit, dass es noch funktionieren kann. Im Vergleich zum Vorgängermodell Dufour 375 kommt die 382.2 mit einem höheren Mast, der etwas weiter achtern im Boot steht. Dafür wird die Neue aber schon ab Werft mit einer Selbstwendeeinrichtung ausgestattet.

Mit der Standardfock bleibt die Segelfläche allerdings vergleichsweise bescheiden, die Segeltragezahl mit einem Wert von 4,0 entsprechend klein. Aber Dufour kann Alternativen bieten. Als Option ist eine Genua mit zehn Quadratmeter mehr Segelfläche zu haben. Damit legt die Segeltragezahl auf einen Wert von 4,3 zu, was wieder mit der Konkurrenz vergleichbar ist. Allerdings bleibt die Überlappung wegen der außen am Schiffsrumpf angeschlagenen Wantenpüttinge auf maximal 108 Prozent beschränkt.

Dufour 382.2: Unter Segeln eine Freude

Aber diese Konfiguration genügt: Das Testschiff mit der optionalen größeren Genua zeigt bei mittleren Windstärken um 13 Knoten und wenig Welle prima Segeleigenschaften und kann mit einem erheblichen Leistungspotenzial überzeugen. 6,5 Knoten läuft das Boot hart am Wind und wendet über einen Winkel von nur 80 Grad. Das sind sehr gute Werte für eine Fahrtenyacht dieser Gattung. Und dies trotz des Festpropellers auf dem Testschiff.

Noch mehr Freude als die bloßen Zahlen auf den Displays bereitet das ausgezeichnete Verhalten auf dem Ruder. Die Dufour 382.2 am Wind zu steuern ist ein wahres Vergnügen und erinnert an das Führen eines echten Performance-Bootes. Ein leichter Ruderdruck vermittelt ein gutes Gefühl, und das Schiff reagiert auf die Steuerbewegungen unverzüglich und erfreulich lebhaft.

Das Cockpitlayout entspricht der einfachen und bewährten Anordnung, wie sie auf vielen Tourenbooten zu finden ist. Heißt: Fallen und Trimmleinen über das Kajütdach auf Stopper-Batterien links und rechts vom Niedergang, die Schoten für die Genua auf die Wischen auf dem achteren Süll, wo sie auch vom Steuermann bedient werden können. Nichts Aufregendes, nichts Ungewöhnliches. Die Großschot ist vor dem Niedergang angeschlagen und führt entweder auf die Dachwinsch oder als German-Cupper- System beidseitig zurück auf die Winschen im Cockpit. Mit wenigen zusätzlichen Blöcken und einer etwas längeren Schot ist diese Varianz auch wandelbar einzurichten, etwa zum Umstellen auf den Einhand-Betrieb.

Hinter dem Rad arbeitet der Steuermann aber nur mit eingeschränkten Platzverhältnissen. Sitzt man wie üblich auf dem Seitendeck, stört das Achterstag im Rücken. Das ist unangenehm, insbesondere auf der Seite mit der optionalen Taljenverstellung. Die hochklappbaren Steuermannssitze sind zwar pfiffig umgesetzt, aber auch nur zum Fahren unter Maschine wirklich geeignet. Unter Segeln mit Krängung sind sie nicht brauchbar und schränken die Bewegungsfreiheit ein, selbst wenn sie hochgeklappt sind.

Für raume Kurse wünscht man sich auf der Dufour 382.2 zusätzliche Segelfläche, mit der kurzen Genua verliert sie beim Abfallen schnell den am Wind gezeigten Elan. Leider war das Testschiff nicht mit einem weiteren Raumwind-Segel ausgestattet. Als Optionen könnten ein Code Zero oder ein Gennaker bestellt werden. Wer aktiv segeln und dazu vorankommen will, muss eine dieser Anschaffungen tätigen.

Deshalb: Maschine an. Der 30-PS-Volvo-Penta mit Saildrive-Antrieb schiebt kräftig und geradlinig ohne nennenswerten Radeffekt, vorwärts wie rückwärts. Auch im Hafen lässt sich die 382.2 tadellos manövrieren. Bei Marschfahrt (80 Prozent der Höchstleistung) wird es jedoch insbesondere in der Achterkabine laut – die Schallisolierung des Maschinenraums hat noch Verbesserungspotenzial.

Dufour 382.2: Innen mit Überraschungen

Für den Bereich unter Deck präsentiert Dufour mit der 382.2 bemerkenswerte Vielfalt und ein überraschend ausgefallenes Wohnkonzept. Die Standard-Ausführung kommt mit einer langen Küchenzeile seitlich im Salon. Diese Anordnung war vor vielen Jahren einmal im Trend, speziell für größere Yachten über 40 Fuß und auch für die Nutzung im Charterbereich. Dufour hat die Längspantry zuletzt bei der 450 Grand’Large umgesetzt. Nun ist auch ihr neuester Entwurf so ausgebaut, jedenfalls in der Standardversion. Wer das jedoch nicht wünscht, kann den Salon auch in klassischer Aufteilung ordern mit zwei Längssofas um einen zentralen Tisch und einer L-förmigen Küche am Niedergang.

Die Basisausführung wartet mit zwei Kabinen im Heck auf, die durch einen Technik- Kanal in der Mitte voneinander getrennt sind. Alternativ dazu lässt sich achtern ein asymmetrischer Ausbau mit nur einer Kabine und riesiger Liegefläche realisieren. Dort können zwei Personen bequem längs oder auch quer schlafen.

Spannender ist das Angebot der Werft, die 382.2 als Option mit zwei Nasszellen zu bestellen, beide seitlich am Niedergang. Diese Möglichkeit ist ausschließlich in der Variante mit der langen Küchenzeile gegeben und in dieser Form einzigartig auf dem Markt, zumindest in der Klasse der Tourer um elf Meter Rumpflänge; die Konkurrenz bietet durchgängig nur einen Toilettenraum an. In der Konfiguration als Zweikabiner fällt die Nasszelle auf der Backbordseite dann deutlich größer aus und wird um einen abtrennbaren Duschbereich ergänzt.

Das Wesentliche am Ausbau der Dufour 382.2: Für alle Bereiche können die Varianten fast beliebig miteinander kombiniert werden, was eine ungeheure Vielfalt und hohe Individualisierung zur Folge hat. Auch kann der Kunde je nach Version wählen, ob er eine echte Navigation möchte oder die flexible Lösung des kleinen, dafür aber absenkbaren Tischs bevorzugt.

Dufour 382.2: Von Paketen profitieren

Der Innenausbau ist ordentlich, aber nicht von umwerfender Qualität. Wer genauer hinsieht, erkennt kleine Unschönheiten, wie man sie immer wieder mal bei Yachten aus den großen Werftserien sehen kann. Das heißt: unstimmige Spaltmaße, unsauber verarbeitete Möbel-Zuschnitte, unübersichtliche Verkabelung. Bezüglich mancher Mängel verspricht Dufour eine Überarbeitung in der Serie. So fehlten beim Testschiff noch die Handläufe unter Deck und zusätzliche Lichtquellen am Niedergang.

Die Preis- und die Konkurrenzübersicht auf der vorhergehenden Seite zeigen, dass die Dufour 382.2 Grand’Large im Konkurrenzumfeld das teuerste Schiff ist, allerdings mit nur geringem Abstand. Der Handel bietet viele gut zusammengestellte Ausstattungsbündel mit attraktiven Preisvorteilen gegenüber den Einzelposten.

Vor allem mit ihrer ungewöhnlichen Varianz unter Deck kann die Französin punkten und sorgt für neue Attraktivität auf dem Markt. Die 382.2 wird auf der Boot Düsseldorf allerdings nur in der eher klassischen Version mit L-Pantry ausgestellt. Ein Besuch lohnt sich trotzdem – in jedem Fall.

 

Hier finden Sie eine Übersicht von Testberichten zu allen Yachten

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