Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten, sowie präzise technische Angaben.
Hier geht es zum kostenpflichtigen Download (3,-€, Autor: Jörn Bock, Heft 12/1998): > Yachttest der First 40.7

Yachttest der Beneteau First 40.7
Beneteau First 40.7 im Test
So ganz ohne Gegenwehr überläßt man einem Konkurrenten das Feld nicht. Weder auf dem Wasser, wenn's um Silberpötte geht, noch im Kampf um die Kunden. Recht lange hat man sich bei Beneteau in Frankreich das erfolgreiche Treiben der schnellen X-Yachten aus Dänemark mit dem markanten Dreistreifenwasserpaß angesehen. Das wurmte ganz besonders zwei Segler und Beneteau-Händler im Norden: Nils Heyde und Michael Jürß, Partner der Firma Sequana in Laboe an der Kieler Außenförde.
Die beiden wünschten sich mehr auffällige Präsenz auf den Regattabahnen zwischen Flensburg, Helgoland und Kiel. Da nämlich räumen die X-Yachten immer kräftig ab. Die dänischen Cruiser-Racer gelten als sportlich und schnell und haben das mehrfach auch international eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Zum Beispiel 1996 beim Commodores' Cup. Da reihten sich gleich drei deutsche X-Yachten weit vorne ein: Die „Extasy" (T. Brügge, X-442) wurde Fünfte der Klasse i, die „Hexe" (N. Plambeck, X-412) gewann in Klasse2,und die „Bagatelle"(H.Bülck,X- 362) wurde Dritte der Klasse 3.
Solche Plazierungen im Commodores' Cup,den man durchaus als die Top-Veranstaltung für Cruiser-Racer-Yachten bezeichnen kann, wecken Begehrlichkeiten.
Für Nils Heyde und Michael Jürß konnte dasnur heißen:,,Ein Beneteau-Schiff muß im deutschen Team vor Cowes dabei sein."
Mit dem französischen Stammhaus heckten die beiden etwas aus, das nun aufzugehen scheint. Eingereiht in Beneteaus First-Linie stellten sie nun zur Kieler MAIOR-Regatta die neue 40.7 vor und wilderten kräftig im Feld der X-Yachten.
Die Daten der First 40.7
Erfolg ist selten ein Zufall. Die 40.7 stammt aus dem Hause Bruce Farr. Das Schiff wurde nicht extrem ausgelegt, aber doch moderat sportlich. Unter und an Deck sowie in den Zahlen. Bei knapp sieben Tonnen Verdrängung steht mit 90 Quadratmetern viel Amwindsegelfläche zur Verfügung. Der IMS- Bleibombenkiel entstammt
dem Regattadepartment von Farr, ebenso das Karbonruder. Ein Sahnestück ist die Vermessung. Mit einem GPH-Rennwert von zirka 625 sec/Seemeile schippert die 40.7 recht günstig im Feld der Konkurrenz. Für den Commodores'-Cup-Auftritt hat man allerdings ein Dreisalingsrigg (9/10-Takelung ohne Backstagen) gestellt, was neun Sekunden kostet (siehe Tabelle).
Ihren Start auf dem Trockenen hatte die First 40.7 im Januar zur boot '98. Dort nahmen wir in Halle 14 einen gelungenen Cruiser-Racer in Augenschein, mit ordentlicher Einrichtung, sechs festen Kojen, großem Salon und einem Waschraum im Vorschiff. Auch an Deck wirkt das Schiff nicht wie ein unbequemer Renner. Im Gegenteil: Achtern gibt es eine Bade- plattform, im Cockpit Teakholz und ein mächtiges Steuerrad. Besonders pfiffig: Die zwei großen Backskisten an Backbord und Steuerbord vorm Steuerrad lassen sich ohne Mühe demontieren, was der Crew beim Regattasegeln viel Platz schafft.
So ein Schiff am Messestand beurteilen zu wollen ist vermessen. Man muß schon mitsegeln. Am besten unter verschärften Bedingungen, also während einer Wett- fahrt. Gar nicht so einfach, denn die Renncrew stand lange schon fest. Einen YACHT-Redakteur spazieren zu fahren, dafür war eigentlich keine Zeit.
First 40.7 unter Segeln
Hinterm Riesenrad agiert Thorsten Dmoch, Cupper erfahrener Mitarbeiter von Sequana, als Steuermann und Skipper. Er soll das Schiff durch die Ausscheidungen und dann in Cowes ins Silber segeln. Damit das gelingt, holte man sich für aktik und Segeltrimm Thomas Jungblut von North-Diarnond nebst einer 3DL- Garderobe an Bord. Beste Aussichten. Man legte in Kiel die Plätze 1-3-1vor. Am letzten Tag durfte ich dann zusteigen.
Auf dem Weg zum Stollergrund zunächst Theorie. Man war überrascht, wie gut das Schiff bei Leichtwind segelt. Den Zahlen von Farr war eher zu entnehmen, daß man da mit Schwächen zu rechnen hat und das volle Potential erst ab 15 Knoten wahrer Windgeschwindigkeit zum Tragen kommt. In der Bedienung machte das Schiff keine Probleme, wenngleich hier und da noch ein Klemme zu montieren oder etwas stark dehnendes Tauwerk ausgewechselt werden müßte. Ruderdruck und Kursstabilität stimmten auch.
Mein Arbeitsplatz ist im Cockpit: Genuaschot in der Wende abziehen, unter Spi die Schotwinsch drehen. Nach der Wett- fahrt wird mir eine Schulter schmerzen, ich werde den Großbaum an den Hinterkopf bekommen und ein aufgeschlagenes Schienbein haben. Blessuren, die durch eigenes Unvermögen zustande kamen.
Trimm der First 40.7
Beeindruckend die Geschwindigkeit: Nach gutem Start liegen wir weit vor allen X-Yachten, halten die schnellen Mumm 36 und können auch bei 18 Knoten Wind unbeschwert segeln. An Bord kein Tauwerksgewirr, trotzdem ist alles Notwendige da. Die Genua-Holepunktverstellung und die Großschot nebst Traveller sind der entscheidende Gashebel. Bei zuviel Krängung hilft ein kurzes Fieren des Schotschlittens nach achtern. Die Genua öffnet im Topp, der Druck geht raus. Gewöhnungsbedürftig, auch für die Kommandantur an Bord, ist die optimale Höhe. Ein Problem, das IMS-Konstruktionen halt haben. Segelt man etwas tiefer, springt das Speedo kräftig an. Aber wieviel Tiefe ist noch gesund? Nur eins ist klar: Bei kabbeliger Welle mag das GFK-Schiff nicht geknüppelt werden. Schließlich hilft hier kein superleichtes High-Tech-Laminat. Doch große Probleme gibt das nicht auf.
Auch vor dem Wind kann sich der Speed sehen lassen. Die größeren X-442- Typen (müssen um 26 Sekunden/Seemeile schneller sein) jedenfalls holen uns nach drei Kreuzen und zwei Vormwindgängen während dieser Wettfahrt nicht mehr ein.
Ich habe eine spannende Wettfahrt mit einem hervorragend segelnden Boot hinter mir. Bedanke mich für den Anschauungsunterricht in Sachen Manöverkunde. Dann noch ein Inspektionstrip unter Deck. Ich stelle fest: alles da, alles dran. Die First 40.7 verdient nicht nur den Racer in der Typenbezeichnung. Auch als Cruiser wird sie ihrer Aufgabe gerecht werden. Doch erst mal soll sie im Commodores' Cup erfolgreich ran.