Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "Yacht" entnommen. Sie können die PDF-Datei mit dem vollständigen Artikel downloaden. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detallierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Michael Good, Heft 10/2005

yacht - Yachttest von Europas größtem Segelmagazin

Yachttest der Beneteau Cyclades 43.3

Beneteau Cyclades 43.3.3: Neue Modelreihe

Die Ankündigung sorgte schon im vergangenen Herbst für eine Überraschung: Der französische Weltmarktführer Beneteau will eine neue Linie namens Cyclades (Beneteau Cyclades 39, Beneteau Cyclades 43.3-3, Beneteau Cyclades 43.3-4 und Beneteau Cyclades 50) etablieren und setzt damit, anders als die Konkurrenz, neben der sportlichen First-Reihe (First 36.7) und den konventionellen Oceanis- Typen (Oceanis 31, Oceanis 34.2, Oceanis 34, Oceanis 37, Oceanis 40, Oceanis 43 und Oceanis 46) auf ein drittes Standbein. Die Verkaufsstrategie argumentierte vorab mit den Vorzügen speziell für das Chartergeschäft: simple Ausführung, keine Variationen im Innenausbau, kaum Optionen auf Zusatzausrüstung, viel Platz an und vor allem unter Deck, einfachste Handhabung beim Segeln sowie im Vergleich zur Oceanis-Reihe deutlich niedrigere Anschaffungskosten.

Die Charterunternehmen Moorings und Sunsail hatten bei der Ausarbeitung des neuen Programms nicht nur eine beratende Funktion, sondern stellen auch gleich den bedeutendsten Teil der Kundschaft: Die ersten 37 Boote der Beneteau Cyclades 43.3 segeln bereits unter der Flagge der beiden weltweit größten Vercharterer. Dennoch zielt Beneteau nicht in erster Linie auf die Charter-Anbieter ab. Nur 20 bis 30 Prozent der Cyclades-Produktion sind dafür vorgesehen, so die Werftleitung. Vielmehr wendet sich die Cyclades- Reihe an ein neues Profil von Neueinsteigern mit eingeschränktem Budget und nur wenig Anspruch auf Sonderwünsche und Extras.

Doch kannibalisiert Beneteau mit dem neuen Programm Cyclades nicht zugleich die Produkte aus dem eigenen Haus in Form der erfolgreich verkauften Oceanis-Boote Immerhin wirft Beneteau ein Niedrigpreisprodukt auf den Markt in einer Zeit, in der die Kosten eine immer größere Rolle zu spielen scheinen. Marketing- Chef Serge Paillard verneint und erklärt die Philosophie: "Cyclades ist eine ergänzende Weiterentwicklung im bestehenden Programm. Das Angebot zielt auf das kompromisslose Fahrtensegeln mit der Familie, Kindern und Freunden ab. Das unkomplizierte Leben an Bord ist mindestens ebenso wichtig wie tolle Segeleigenschaften. Die Oceanis-Reihe dagegen wird insgesamt aufgewertet und fokussiert damit auf die anspruchsvollere Kundschaft. Die schnelle First-Reihe soll sich schließlich künftig noch deutlicher von Oceanis abgrenzen und nimmt damit noch viel zielgerichteter die sportlich orientierten Abnehmer ins Visier."

Das Projekt ist ambitioniert: Gebaut werden die Cyclades-Boote in einer eigenen, dafür neu gebauten Werft in Le Poire- sur-Vie ganz in der Nähe des Beneteau- Hauptsitzes in St.-Hilaire-de-Riez an der französischen Atlantikküste. Die Fertigung ist in der Anlaufzeit mit 150 Mitarbeitern derzeit noch nicht vollständig ausgelastet, bei voller Produktion werden rund 350 Menschen in der Werft arbeiten. Serge Paillard schätzt, dass im ersten Jahr rund 200 Einheiten der Beneteau Cyclades 43.3 die Produktion verlassen werden. Schon Anfang Mai 2005 wird die kleinere Cyclades 39 vorgestellt und Mitte des Sommers die große 50er.

Beneteau Cyclades 43.3.3: Die Ausstattung

Der erste Eindruck von der Beneteau Cyclades 43.3 am Steg ist nicht sonderlich aufregend: Es dominiert das strahlende Weiß des Gelcoat von der Wasserlinie bis hinauf zum Kajütdach, vom Ankerkasten bis zur Badeplattform. Nur wenige optische Stilelemente, wie zum Beispiel der neue Schriftzug "Cyclades", unterbrechen die großflächige Gesamtansicht. Die Linien sind trotz des großen Rumpfvolumens der Beneteau Cyclades 43.3 nicht unattraktiv: Der verhältnismäßig niedrige, lang gezogene Aufbau mit der schmalen Fensterzeile relativiert geschickt das hohe Freibord der Beneteau Cyclades 43.3. Eher nüchtern gehalten ist der Heckbereich und der achterliche Einstieg ins Boot: Vorbei an jeder Menge GFK und Chrom führt der Weg direkt durch den schönen, breiten Niedergang mit einer Klapptür aus Teakholz (siehe Foto Seite 62/63) nach unten.

Beneteau Cyclades 43.3.3: Unter Deck

Eine angenehme, wohnliche und geräumige Atmosphäre empfängt den Besucher. Es gibt sehr viel Holz, sehr viel Platz und jede Menge Gemütlichkeit. Der Schwerpunkt der Cyclades liegt jenseits des Niedergangs. Die Breite des Bootes (4,43 Meter) und des Kajütaufbaus gibt dem Innenausbau ein Maximum an Volumen. Der Salon hält, was sein Name verspricht. Hier stehen sich auch mehrere Personen nicht gegenseitig auf den Füssen. Etwas zu eng geraten ist dagegen der ganze Bereich rund um den Salontisch. Trotz der schönen und sehr bequemen Sitzgruppe wird es mit sechs Personen in der Tafelrunde schon eher eng, gerade im Beinraum. Dafür kann der Tisch mit auswechselbaren Sockelstützen abgesenkt und zusammen mit der Sitzbank in eine große Doppelliege verwandelt werden. Auch in der Navigation der Beneteau Cyclades 43.3 ist der Platz insbesondere für große Leute etwas zu knapp bemessen.

In diesem Fall ist das Argument allerdings berechtigt, dass im Zeitalter von GPS-Navigation und Plottern in der Plicht kaum noch am Kartentisch gearbeitet wird. Modern und zeitgemäß ist die für reine Fahrtenboote schon fast übliche lange Küchenzeile der Beneteau Cyclades 43.3 seitlich, in diesem Fall an Backbord. Das Angebot entspricht normalem Standard: große Gefrierbox, Doppelspüle aus Niro, aber ein lediglich zweiflammiger Gasherd mit Backofen.

Schön: das große und übersichtliche Angebot an Staufächern und Schapps im ganzen Salon der Beneteau Cyclades 43.3. Die Kästen sind gut belüftet und von oben zu öffnen. Eine Fußleiste sichert das Staugut vor dem Herausfallen bei viel Krängung. Eher unüblich für eine Fahrtenyacht dieser Größe sind drei abgetrennte Kammern mit jeweils einer eigenen Nasszelle. Diese Einteilung ist für drei Paare auf Charterfahrt oder für eine sechsköpfige Familie komfortabel. Das Konzept ist auf der Beneteau Cyclades 43.3 einfach und praktisch gelöst: Die hintere Hälfte der Beneteau Cyclades 43.3 ist im Innenausbau absolut symmetrisch. Die beiden großen Achterkammern und die dazugehörenden Nasszellen sind gleich groß und identisch gestaltet - nur eben spiegelverkehrt.

Zur Nasszelle auf der Backbordseite gibt es zudem einen Zugang vom Salon aus. In allen drei Kammern hinten und vorn ist genügend Platz für jeweils zwei erwachsene Personen mit ausreichend Stauraum. Unter den Matratzen der Liegeflächen wurde anstelle der sonst üblichen Kojenbretter schon in der Standardausführung ein Lattenrost mit Gummigelenken eingelegt. Die Nasszellen sind funktionell und praktisch ausgestattet und verfügen alle über eine Toilette, ein Waschbecken und eine Duschmöglichkeit mit entsprechend im Boden eingelassener Bilge. Allerdings vermisst man in den Nasszellen zusätzliche Ablageflächen für Kleinutensilien.

Die Ausbauqualität der Innenausstattung ist im Großen und Ganzen gut. Hochwertige Beschläge und kleine, hervorragend gearbeitete Details erfreuen das Auge. Schön ist auch, dass die Türchen und Schubladen gut schließen und unter Maschinenfahrt nicht klappern. Bei einigen wenigen Teilen des Bootes mangelt es jedoch noch etwas an Sorgfalt in der Endverarbeitung. Schraubenköpfe sind unsauber eingedreht, und die Holzverkleidungen stoßen partiell nur mit großen Spaltmaßen aneinander - Punkte, die die Werft noch verbessern will. Darüber hinaus arbeitet Beneteau an einer Innenraum- Variante: Ab September ist die Beneteau Cyclades 43.3 mit vier Kabinen und zwei WC-Räumen zu haben.

Beneteau Cyclades 43.3.3: Segeleigenschaften

Nach dem Rundgang unter Deck ist das brandneue Boot bereit zum Auslaufen. In der Bucht von Toulon weht der Ostwind mit gut 25 Knoten. Die Crew bindet im Großsegel das erste Reff ein. Das geht sehr einfach, denn alle Strecker, Fallen, Trimmeinrichtungen und Reffleinen laufen auf dem Kajütdach zurück auf die Stopper seitlich des Niedergangs und können dort mit einer Winsch bedient werden. Hoch am Wind nimmt die knapp neun Tonnen schwere Yacht erstaunlich rasch Fahrt auf.

Sie macht bei 50 Grad wahrem Windeinfall (maximal 100 Grad Wendewinkel) gute 6,8 Knoten Speed. Das sind passable Werte für ein Boot dieser Ausrichtung. Prügelt man das Boot bei solchen Bedingungen testweise mit zu viel Tuch über Gebühr an der Windkante, beginnt es, in Böen stark zu krängen und dann aus dem Ruder zu laufen - ein typisches Verhalten von Schiffen mit breiten Hecks. Das relativiert sich mit gerefftem Groß und der verhältnismäßig kleinen Genua mit nur 10 Prozent Überlappung, lässt sich aber auch durch einen kleinen Schrick in die Großschot beenden. Am zweiten Testtag weht es nur noch moderat mit bis zu maximal 15 Knoten. Wegen der langen Salinge und der außen liegenden Püttinge kann auf dem Schiff keine große Genua gefahren werden. Das Vorsegel muss mit der standardmäßig mitgelieferten Rollreffeinrichtung von Profurl für alle Bedingungen genügen. Dennoch erreicht die Beneteau Cyclades 43.3 auch bei diesen leichten Winden immerhin eine Geschwindigkeit von 5,2 Knoten.

Allerdings können aufgrund der knappen Besegelung mit einer Segeltragezahl von nur 4,36 und der mangelnden Trimmeinrichtungen - einen Traveller, mit dem sich das Groß mittschiffs fahren ließe, gibt es nicht - keine Wendewinkel unter 120 Grad ermittelt werden. Gemessen wurden diese Angaben mit einem Handy-GPS, denn die Beneteau Cyclades 43.3 wird nur optional mit einem umfassenden Elektronik-Paket ausgestattet.

Einmal auf Kurs gebracht, lässt sich die Beneteau Cyclades 43.3 mit der doppelten Steueranlage schön und feinfühlig steuern. Dank der weit achterlich angebrachten Genua- Winschen kann der Rudergänger in den Wenden helfen. Im Cockpit dominiert als zentrales Element der große und beidseitig abklappbare Tisch mit einer soliden Verbindung zum Cockpitboden.

Beneteau Cyclades 43.3.3: Unter Maschine

Zwei Backskisten unter den Sitzduchten und zwei weitere, von der Badeplattform zugängliche Stauräume im Heck sorgen für Ordnung. Eine Teak-Auflage für das Laufdeck ist in dem Programm Cyclades nicht vorgesehen. Werftseitig wird dieses Extra nicht geliefert - das gehört zur Cyclades- Philosopie. Und ebenfalls die Sprayhood wird lediglich als Zusatzausrüstung angeboten. Bedauerlich nur, dass bei dieser Option der tragende Chromstahlbügel fest mit dem Aufbau verschraubt ist und auch nicht abgeklappt werden kann. Wenn man das Spritzverdeck entfernt, bleibt der große Bügel unschön und störend stehen. Motorisiert wird die Cyclades 43.3 mit einen 54 PS starken Yanmar-Diesel mit Schraubenwelle und Dreiflügel-Festpropeller. Damit lässt sich die Beneteau Cyclades 43.3 ausgezeichnet manövrieren und macht unter Volllast und bei glattem Wasser 8,7 Knoten Fahrt. Auch für das Aufstoppen steht genügend Kraft zur Verfügung: In nur 14 Sekunden kommt die Cyclades aus Geschwindigkeits- Höchstleistung zum Stillstand. Störend ist dagegen der Motorenlärm unter Deck. In der Achterkammer werden bei Marschfahrt (80 Prozent Leistung) über 100 Dezibel gemessen, das ist zu viel und entspricht noch nicht dem Werftstandard.

Beneteau Cyclades 43.3.3: Fazit

Auch Beneteau bemüht sich dem allgemeinen Trend entsprechend (YACHT 2/05) um Marktanteile im unteren Preissegment. Im Vergleich zur hausinternen Konkurrenz in Form der Oceanis Clipper 423 (180000 Euro) wird die Cyclades 43.3 um gut 16 Prozent günstiger angeboten. Mit einem Grundpreis von 150684 Euro liegt sie aber immer noch annähernd 10 Prozent über den Kosten für die Mitbewerberin aus dem Hause Bavaria. Das Projekt Cyclades zeugt von Mut und Zuversicht: Beneteau richtet sich mit der neuen Linie an Kunden, denen Platz wichtiger als Segelleistung ist - und verweist die anspruchsvollere Kundschaft auf das hauseigene Oceanis-Programm.

Mit einer Beneteau Cyclades 43.3 erhalten Einsteiger und Ersteigner ohne Sonderwünsche ein gutes, solides und sehr geräumiges Boot mit einer recht kompletten Ausstattung. Und: Die Charteranbieter werden sich freuen, dass Beneteau ihnen jetzt preislich entgegenkommt. Das neue Konzept ist gut, der Markt um eine spannende Produktlinie reicher, und der Kunde hat eine noch größere Auswahl.

 

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