Der hier veröffentlichte Text ist dem vollständigen Yachttest der Zeitschrift "boote" entnommen. Dieser Artikel enthält aussagekräftige Bilder, detaillierte Diagramme, Vergleiche zu anderen Yachten sowie präzise technische Angaben. Autor: Peter Lässig, vom 27.10.2013

Yachttest der Bavaria s29

Bavaria s29: Yachttest

Bavaria Sport 29 Die „Kleinste der Werft“ macht dem Namen „Sport“ alle Ehre. Wir fuhren sie mit zwei Dieselmotoren aus dem Hause Volvo Penta.

Wer mit einer Bavaria in den Motorbootsport einsteigen möchte beginnt bei der S 29. Es ist zurzeit deren kleinstes Kajütboot im Stil eines Daycruisers und Nachfolgerin der Sport 28. Unter dem Vordeck bietet es eine V-förmige Sitzgruppe mit Tisch, welche zur Koje gewandelt werden kann. Im Anschluss folgen die Pantry an Backbord und gegenüber ein separates Bad mit Dusche und WC. Dahinter hat die Werft unter dem Cockpit und den Cockpitsitzgelegenheiten eine abgetrennte große Kabine mit Doppelkoje untergebracht.

Umfangreich ist das Motorenangebot. So kann man zwischen einem einzelnen Ottomotor oder einem Benzin-Doppelpack von MerCruiser oder Volvo Penta wählen; es stehen aber auch schwedische Dieselmotoren zur Auswahl. Wer die Twin-Option wählt, kann sich entscheiden, ob er das Joystickpaket dabeihaben möchte. Unser Testboot ist mit zwei Dieselmotoren ausgerüstet.

Hinsichtlich der gesamten Qualität leistet sich die Baunummer 1 keine großen Schwächen. Wir kritisieren einige Durchbrüche, wo Schläuche oder Kabel auf unbehandelten Schnittkanten scheuern, was die Werft aber bei den nachfolgenden Modellen ändern will. Gestört haben uns auch die Spaltmaße zwischen Decke und Schaps unter dem Vordeck, was die Werft aber zwischenzeitlich behoben und in den Griff bekommen hat, wie man uns versicherte. Gut fällt die Kunststoffverarbeitung auf und unter Deck aus, wo man auf hochwertiges und glänzendes Gelcoat oder versiegeltes Laminat blickt. Kritik gilt den unbehandelten Kunststoffschnittkanten im Motorraum. An den Arbeiten der Möbelbauer oder der Sattler gibt es nichts auszusetzen, da stimmen die Spaltmaße und gefallen die Nähte. Beeindruckt hat uns bei der Eichenholzausstattung (Extra), dass man bei den Türen zum Bad oder zur Achterkabine beim Schließen einen satten Klang vernimmt, als ob man bei einer Oberklassenlimousine die Tür schließt.

Bavaria s29: Fahren und Manövrieren

Zwei Motoren sind Garanten für wendiges Manövrieren auf engem Raum. Ein Getriebe auf Voraus und das andere auf Zurück lassen das Testboot nahezu auf der Stelle drehen. Und sollten Seitenwind oder Querströmungen beim An- oder Ablegen stören, bedient man sich des Bugstrahlruders (Extra). Längere Rückwärtsfahrten gelingen mit dem Testboot ohne Versatz, ein Vollkreis durchmisst etwa 1 1/4 Bootslängen, und beim Umsteuern mit rückwärts eingekuppelten Getrieben reagiert das Boot direkt auf Kursänderungen. Für die langsamen Passagen ist es empfehlenswert, nicht schneller als mit 1.000/min zu fahren, um die vom Boot erzeugten Wellen auf passabler Höhe zu halten.

Die S 29 beginnt ab 2.200/min bei einer Geschwindigkeit ab 12 kn zu gleiten. Ab 2.400/min senkt sich der Bug, und die maximale Geschwindigkeit messen wir mit 38,9 kn. Beschleunigung, Übergang und Erreichen der Höchstgeschwindigkeit gehen ordentlich vonstatten, und die Voraussicht bleibt gut erhalten. Reflexionen des hellen Untergrundes in der Windschutzscheibe stören.

Nach Auswertung unserer Messwerte reicht eine Tankfüllung Diesel in langsamer Fahrt für eine Nonstop-Strecke von etwa 577 sm plus 15 % Reserve. Wirtschaftlich unterwegs ist man in schneller Gleitfahrt bei 2.800/min (24 kn). Die 520 l Diesel reichen dann für etwa 253 sm plus Reserve. Unsere Minimalforderung von wenigstens 200 sm Aktionsradius plus Reserve wird in wirtschaftlicher Fahrt erfüllt. Das ist gut.

Mit "gut" werten wir ebenso die Schalldruckwerte, da in voller Fahrt der Wert im Cockpit nicht über 84 dB/A steigt. Positiv werten wir des Weiteren alle mit nahezu Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Extremmanöver. Während der immer enger verlaufenden Kurven neigt sich die S 29 leicht zum Kurvenmittelpunkt, bremst sich von allein bis zur unteren Gleitfahrt ab und nimmt nach dem Herauslenken wieder Fahrt auf. Der engste Kurvendurchmesser beträgt etwa drei bis vier Bootslängen. Die 180°-Wenden werden brav absolviert, das Boot schaukelt ein- bis zweimal seitlich, was aber mehr von der See als vom Rumpf herrührt. Fliehkräfte bis maximal 1,2 g können dabei noch gut gehalten werden.

Auf der Slalomstrecke bringt man die S 29 ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln, und beim Verreißen des Ruders folgt sie klaglos dem eingeschlagenen Kurs. Das Mittelmeer zeigte sich von seiner ruppigen Seite, was aber dem Testboot keine Probleme bereitete. Der Scheibenwischer vor dem Fahrer schafft bei Spritzwasser ein zu kleines Sichtfeld, Log, Lot und Kompass sind wie die höhere Scheibe Serie. Während der Fahrer in einem bequemen und in Längsrichtung justierbaren Schalensitz alles im Blick und Griff hat, sitzen die Gäste gegenüber auf der U-förmigen Cockpitbank am Tisch. Im gesamten Cockpit wünscht man sich wie beim Vorgängerboot S 28 mehr Haltemöglichkeiten.

Bavaria s29: Motor, Tank, Elektrik

Die beiden Fünfzylinder-Diesel verrichten ihre Aufgabe ohne Mucken und hängen agil am Gas. Sie stehen von oben zugänglich unter der Hecksonnenliege, die zugleich als Motorraumdeckel mit integriertem Stauraum fungiert. Geöffnet wird alles auf Knopfdruck. Bavaria bietet im Motorraum gegen Aufpreis eine Plattform mit Leiter an, was man zwingend ordern sollte, will man bequem hinabsteigen. Unten blickt man auf eine saubere Installation, alles ist übersichtlich und gut zugänglich. Der Edelstahltank steht gut gehaltert vor der Motorraumschottwand; über die Zündung schaltbare Magnetventile steuern den Dieselfluss. Separate Kraftstoffvorfilter sind Serie, die dazugehörigen Wasser-Alarmsensoren kosten extra. Die Batterien stecken in einem separaten Kasten, und der Stromfluss wird mittels Relais am Steuerstand geschaltet, wo auch wichtige Sicherungen untergebracht sind. Die restlichen Sicherungen sind von der Unterflurkabine aus gut zugänglich, solange das Boot ruhig liegt. Der 230-V-Stromkreis wird am Paneel über der Pantry gesichert und geschaltet.

Bavaria s29: Sicherheit

Gute und sichere Fahreigenschaften, wie das nach außen selbstlenzende Cockpit, sorgen für Pluspunkte. Zu niedrig bemisst sich jedoch hier die Innenhöhe, legt man sich auf die Rohrtür zum Cockpit im Heck fest. Die erwähnten fehlenden Haltegriffe führen zur Abwertung, breite Seitendecks und eine passend dimensionierte und stabile Reling gefallen hingegen. Der Zugang zum Backbord-Seitendeck von der Badeplattform aus ist etwas eng bemessen.

Bestens zugänglich zeigt sich dagegen das Seitendeck an Steuerbord, und zu loben ist, dass alle begehbaren Flächen mit einer wirksamen Antislipstruktur versehen sind. Eine elektrisch arbeitende Lenzpumpe für die Kabine, eine von Hand bedienbare für den Motorraum, die dort arbeitende automatische Feuerlöschanlage sowie Feuerlöscher im Wohnbereich unter Deck werten wir mit einem "Gut", da Standard. An Steuerbord steckt unter einer Klappe eine ordentlich dimensionierte Klapp-Teleskopbadeleiter, die mittels eines Tau-Mechanismus auch vom Wasser akzeptabel zu handhaben ist, und deren Haltegriff integriert wurde.

Bavaria s29: Wohnen, Cockpit und Ausrüstung

Unter Deck besteht jede Menge Raum, der in erster Line der üppigen Breite zu verdanken ist. Die zur Liege wandelbare Sitzgruppe im Vorschiff reicht gut für zwei Personen. An Backbord steht zwischen Eingang Unterflurkabine und Sitzgruppe vorn eine ordentlich bemessene Pantry mit fließend Wasser und Spüle, Elektro-Ceranfeld und Kühlschrank.

Eine akzeptable Stehhöhe lässt Durchschnittsgrößen genug Kopffreiheit im Boot. Die separate Unterflurkabine unter dem Cockpit verdient das Attribut "geräumig" und wartet mit einer kleinen Sitzbank an Backbord am Eingang auf. Das gegenüber der Pantry angesiedelte Bad mit Dusche und serienmäßigem Pump-WC hat alles, was man an Bord für die Hygiene benötigt.

Die U-förmige Sitzgruppe mit Tisch und die Liegewiese achtern dominieren das Cockpit. Zur Vergrößerung kann die Rückenlehne der Hecksitzbank nach vorn geklappt werden. Eine Cockpitpantry hinter dem Fahrersitz komplettiert das Angebot. Über allem thront ein Kunststoffgeräteträger mit attestierten Navigationslampen, an dem das Verdeck angeschlagen wird. Ein selbstlenzender Ankerkasten ist wie die sechs großen Doppel-T-Belegklampen Serie, am Bug vorn hilft eine Zugöse beim Slippen. Da eine Heckdusche vorhanden ist, kosten Schlauch, Brause und Armatur im Bad extra. An Stauraum – sowohl unter als auch auf Deck – mangelt es im Boot nicht.

Bavaria bietet in verschiedenen Ausstattungspaketen Dinge an, die das bereits ordentlich ausgerüstete Boot individualisieren und dem Komfort dienen. Darin versteckt die Werft aber auch wichtiges Zubehör, wie Bugstrahlruder, Warmwasserversorgung, Ausrüstung, die mit Verdeck und Persenning zu tun hat, eine elektrische Ankerwinde mit Kette und Anker sowie ein Paar Trimmklappen oder Weiteres, wie beispielsweise Navigationselektronik. Der Basispreis mit einem 320-PS- V8-Benzinmotor beträgt 89 131 Euro; für unser gut ausgestattetes Testboot mit den zwei Dieselmotoren muss man etwas drauflegen.

Bavaria s29: DIE WERFT SAGT

Die S 29 ist ein Sportcruiser mit hoher Funktionalität für Eigner, die Spaß unter der Sonne genießen möchten – ein dynamisches Boot mit kraftvollen Proportionen. Skipper, die eine aufregende Fahrt bevorzugen, kommen auf ihre Kosten. Das Cockpit ist geräumig und mit zahlreichen Sitz- und Liegemöglichkeiten versehen. Die Bavaria S 29 beeindruckt zugleich auch unter Deck: mit der großen Sitzgruppe samt Tisch vorn, die in eine Koje gewandelt werden kann, plus die geräumige, mit einer Doppelkoje versehene Kabine achtern. Das integrierte Bad bietet genug Platz und Stauräume.

Bavaria s29: WIR SAGEN

Die Sport 29 ist in vielen Dingen die konsequente Weiterentwicklung der Sport 28. Was bei der S 28 seinerzeit zu Kritikpunkten führte, wurde bei ihrer Nachfolgerin in vielen Bereichen verbessert oder ergänzt. Der Spaß auf dem Wasser ist zweifellos vorhanden – beim Testboot mit großer Fahrsicherheit. Platz und Raum auf und unter Deck lassen kaum Wünsche offen. – Das passt in allen Belangen.

 

Hier finden Sie eine Übersicht von Testberichten zu allen Yachten

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