Yachttest der Bavaria 46 cruiser

Bavaria 46 cruiser: Yachttest

Nachdem die Bavaria 42 cruiser als Premieren-Yacht der neuen Bavaria cruiser Range (Bavaria 31 cruiser, Bavaria 32 cruiser, Bavaria 34 cruiser, Bavaria 39 cruiser, Bavaria 40 cruiser) einen vielbeachteten und rundum positiven Auftritt erlebte, war klar, dass die Linie mit der Bavaria 46 cruiser eine nahezu identische, halt nur größere Fortsetzung finden würde.

Doch schon der erste Blick auf den Prototypen bei Yates Alemanes in Palma de Mallorca macht deutlich, dass 1,20 Meter mehr Gesamtlänge der Konstruktion optisch ausgesprochen gut tun. Die drei Rumpffenster wie auch der höckerartige Aufbau stehen der längeren Bavaria 46 cruiser deutlich besser als ihrer kleineren Schwester, das lange Vordeck kommt wesentlich besser zur Geltung, proportional ist die 14,20 Meter- Yacht ausgesprochen gut gelungen. Ein Eindruck, der sich - dank 12,20 Meter Wasserlinie - unter Segel bestätigen sollte, auch wenn das Testboot noch nicht optimal auf seiner Wasserlinie lag.

Bavaria 46 cruiser: Konzeption

Wellenbild und Wasserabriss vermittelten aber einen sauber strakenden Rumpf, der über ein gehöriges Segelpotenzial verfügt. Natürlich verfolgt Bavaria die eingeschlagene Linie auch unter Deck konsequent weiter und liegt damit offensichtlich sowohl in der Konzeption, wie auch in der Realisierung nahezu 100% richtig. Denn wenn sich die Kritik der internationalen Tester-Klientel in der Diskussion über Staufächer mit oder ohne Klappen, bzw. oben oder unten öffnend erschöpft, bedeutet dass nicht mehr oder weniger, als dass man kaum Grundsätzliches zu "bekritteln" findet.

Und wenn Kollegen der französischen Fachpresse - naturgemäß der starken einheimischen Yachtindustrie verbunden - nach intensiver Kontrolle der Bavaria 46 cruiser "Eingeweide" nichts in ihre Notizbücher schreiben, so nötigt das den weltweit als innovativsten Yachtherstellern anerkannten Giebelstädtern ein weiteres Mal größten Respekt ab.

Umso verwunderlicher, dass keine Bavaria - auch nicht aus der Match Range Serie wir bei der Bavaria 38 match - im Vorschlagskatalog zum Wettbewerb "Deutschlands Yacht des Jahres 2005 " erscheint. Man mag die Entwicklung im Serien-Yachtbau bedauern, die unzweifelhaft vorhandene Uniformität anprangern. Doch Hersteller wie Bavaria machen dank einer betriebswirtschaftlichen Ausrichtung ihrer Produktion für viele Segler den Yachtsport mit hochwertigen Schiffen überhaupt erst möglich.

Da ist die kritische Betrachtung einer oft fragwürdigen Aufpreispolitik durchaus notwendig, doch ändert es nichts daran, dass Bavaria die Bavaria 46 cruiser in einer Grundausstattung für knapp 170.000 Euro auf den Markt bringt. Da bleibt ausreichend finanzielle Luft für notwendiges Zubehör und etliche Extras, sowie durchaus noch "Spielereien", um der Yacht die unter Umständen gewünschte individuelle Note zu geben.

Bavaria 46 cruiser: Unter Segeln

Die weiträumige Bucht von Palma bestätigt sich ein weiteres Mal als nahezu windsicheres Revier, denn schnell entwickelt sich die Thermik auf rund 12 Knoten Wind, so dass bei 4 Beaufort aussagekräftige Werte ersegelt werden können. Wie auch schon die 42er reagiert das rund 11 Tonnen schwere Boot ( Leergewicht ohne Tankbefüllung und Ausrüstung) sehr direkt auf die Ruder, denn die Züge beider Lenksäulen werden über eine Stange auf den Quadranten gelenkt. Die Position des Steuermanns ist gut, bei Lage besser als auf der 42er, denn Bavaria hat für sicheren Stand zwei - etwas klobig - geratene Knacken nachgerüstet. Unser Testboot ist mit dem "schnitt- und flächenoptimierten" Elvström High-Tech Rollgroß und einer Rollreffgenua ausgerüstet, die leider - im Vergleich zur 42er - wieder geringfügig höher gerutscht ist.

Was man mit den gut stehenden Sandwichttüchern machen kann, demonstrieren die beiden an Bord befindlichen Elvström-Profis, welche die Bavaria 46 cruiser mit optimal stehenden Segeln schnell auf 8 Knoten speed bei fast glattem Wasser bringen. Nach kleiner Korrektur der Holepunkte - leicht zu verstellen aus dem Cockpit - messen wir einen Wendewinkel von ca. 84°, also 42° am Wind, die man mit dem 2,05 m tiefen Bleikiel und 123,4 qm High-Tech Segelsatz ( Lattengroß und Genua) deutlich optimieren könnte. Für den Tourensegler reicht der Standard-Gusseisenkiel von 1,85 m allemal, denn für richtigen Segelspaß hat er den leicht zu bedienenden Gennaker am Endlosroller. Schnell erreicht die neue Bavaria 46 cruiser bei unveränderter Windstärke - um 4 Beaufort - die 9 Knoten- Marke und darüber und lässt sich dabei locker und kontrolliert lenken, auch wenn es unter Gennaker höher an den Wind geht. Zwar trägt die Bavaria 46 cruiser fast 20 qm mehr Tuch als ihre Vorgängerin, doch in Relation zu mehr Gewicht, bleibt zu konstatieren, dass auch dieser Typ der neuen Range deutlich bessere Segeleigenschaften als die Vertreterin der Vorgängerlinie aufweist.

Bavaria 46 cruiser: Das Raum- Boot

Viel Platz und gute Laufwege ist der dominierende Eindruck. Das freut den Vordeckmann beim Handling mit Beisegeln und natürlich die Crew, die den flach abfallenden Aufbau als glatte Ruhe- und Sonnenzone nutzen kann. Das Cockpit selbst wirkt aufgeräumt, die Arbeitspositionen zu den Winschen stimmen, der Durchgang ist trotz voluminösen Teaktisches ausreichend und Bavaria hat das gesamte Segment durch gute Details deutlich aufgewertet. Gemeint ist z.B. das kleine verschließbare Staufach, die sauber integrierte Pumpe, der gute Zugang zur Notpinne und große Inspektionsluken in den Steuersäulen.

Die Beschlagsausstattung ist - wenn auch nicht mehr ausschließlich von einem Hersteller geliefert - durchgängig hochwertig, richtig dimensioniert und effektiv platziert. Obgleich die 42er wie die Bavaria 46 cruiser in der Standardausrüstung mit identischer Volvo-Penta D2-55 PS Maschine geliefert werden, ist die über 2 to schwerere Premierenyacht alles andere "als schwach auf der Brust." Bei 2.200 Umdrehungen läuft die Bavaria 46 cruiser im Hafenwasser gute 7,5 Knoten, kommt nach knapp über einer Schiffslänge ohne große Vibrationen zum Stehen und fährt einen Vollkreis mit 1- fachen Schiffslängen Durchmesser. Das spricht für einen richtig dimensionierten Propeller wie auch für gute Schalldämmung bei Messung des Geräuschpegels. Wir messen 67 dB bei 1.800 Umdrehungen im Salon, 71 dB in den Achterkajüten und 52 dB im Vorschiff mit geschlossener Tür. Die Werte bei 2.000 Umdrehungen: 69 dB / 74 dB / und 56dB in identischer Reihenfolge. Das gibt ein dickes "Plus" für den Lebenskomfort unter Deck.

Bavaria 46 cruiser: Viel Stauraum

Wir segelten die für den Charterbereich konzipierte 4-Kabinen Version, die statt einer dritten Nasszelle backbord an gleicher Position eine Kabine mit Etagenbetten erhält. Ein Domizil mit erstaunlich großem Schrank, ausreichenden Kojen, doch naturgemäß - aufgrund des nicht verrückbaren Schotts - ein enges Gemach. Mit Bosse, einem Holz aus der Mahagoni-Familie dominiert für die neue Linie jetzt ein ausgesprochen freundlich warmer Farbton unter Deck, der in Verbindung mit viel Licht für eine grosszügige Atmosphäre sorgt.

Auch das neue Dekor der Pantry-Arbeitsflächen unterstützt diese positive Optik, ebenso wie der Fußboden mit natürlichem Holzdesign. Dank des Volumens im Heckbereich bieten die Heckkabinen opulente "Liegewiesen", wie auch das Vorschiff mit hohem Eigner-Doppelbett, unter dem ein Generator Platz finden würde. Hohe Professionalität und gleichzeitig Flexibilität beweist Bavaria mit der Ausgestaltung der Nasszellen.

Die Baukasten-Module sind zwar etwas steril, aber überaus praktisch, weil pflegeleicht und haben sich in allen Einheiten bewährt. Also bewährte Segmente, doch mit neuer Ausgestaltung des Stauraums für den Fäkaltank und daraus resultierend kurzen Wegen für die Schlauchleitungen reagiert die Werft flexibel auf neue Anforderungen. Leider ist der Fäkaltank für die vordere Nasszelle der engen Kalkulation zum Opfer gefallen und steht auf der Optionsliste.

Weitere Feinarbeit beweist Deutschlands größter Yachtbauer mit zusätzlichem Stauraum in der Pantry, Wegerungsplatten im Salon, großem Flaschenfach an der Rückseite des Salonsofas und in der Pantryzeile.

Die Festmacher der Bavaria 46 cruiser Testbootes waren noch nicht wieder belegt, da avisierte Bavaria für Anfang Dezember schon den nächsten Vertreter der neuen Linie, die Bavaria cruiser 50. Die 14,99 m lange, 4,49 m breite Yacht ersetzt die Bavaria 50 cruiser und steht zuerst in der 4- Kabinen- Version als eignerfähiges Charterschiff zur Verfügung. Die 5-Kabinen Ausführung wird im Januar, die 3-Kabinen- Version mit der Bavaria cruiser 36 im Frühjahr des kommenden Jahres folgen. Da wird die Konkurenz wie z.B. Hanse mit der Hanse 430 oder Beneteau mit der Oceanis 46 oder der Beneteau Cyclades 50 einen schweren Stand haben.

Bavaria 46 cruiser: Fazit

Mit der Bavaria 46 cruiser bekommt man viel Schiff für´s Geld! Geräumige Kojen, Geschmackvolle Innenraum-Gestaltung, viel Platz unter Deck und gute Segelperformance auf allen Kurse. Die Bavaria 46 cruiser bewies im Yachttest erneut die Ausnahmestellung von Bavaria in diesem Bereich.

 

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